Freitag, 16. Juli 2004

...

Er hat dieses Typische, was man nicht beschreiben kann. Er feierte gestern seinen 42 Geburtstag, das habe ich so nebenbei mitbekommen, auch wenn die Kollegin nur leise „Happy Birthday to you“ gesungen hat. Aber man hat es gehört. Das typische an ihm ist, das man ihm ansieht, das er noch bei seiner Mutter wohnt. Der Modegeschmack, natürlich darüber lässt sich streiten und man sollte auch kein urteil darüber abgeben, ist nun ja, ausgefallen-konservativ ich will es mal so nennen. Auch eine Besonderheit ist die Art die Haare zu tragen. Da hat sich die letzten 35 Jahre nichts verändert, und es wird sich sicherlich auch die nächste Zeit nichts Verändern. Es gibt halt Dinge die überstehen die Zeit.
Er ist ja schon manchmal reizbar, mittlerweile kann ich das recht gut einschätzen wann es soweit ist das ihm der Kragen Platz. Zuerst wird er etwas nervöser als sonst, er kann sich nicht mehr auf die einzelnen Aufgaben die er hat konzentrieren. Dann kommt das rote Gesicht vor Anstrengung die Störung zu ignorieren um weiterzuarbeiten. Wenn das nicht klappt, dann schaut er meist jeden und jede sehr gestresst und böse an wenn sie ihn ansprechen. Dann bevor er seinen Arbeitsplatz verlässt versucht er es mit einem schhhhh schhhhh, RUHE!. Wenn das in normaler Lautstärke noch nicht klappt, dann wird gerufen bzw. gebrüllt, das man doch leise sein solle, sonst störe man ja die anderen. Dies hat dann meist Erfolg und er fährt wieder runter bis die normale Gesichtsfarbe hervortritt und wendet sich seiner Arbeit zu. Nach 10 Minuten ist er dann wieder das was an ihm so typisch ist.Ausdruckslos.
Sollte allerdings das Brüllen keinen Erfolg haben, dann stürmt er los, interessant ihm dabei zuzusehen. Man sieht es ihm richtig an, das er sich während des Stürmens überlegt, wie er die Standpauke wegen Ruhestörung am wirkungsvollsten rüberbringt. Und man sieht ihm an, das er es als eine Unverschämtheit empfindet, das jemand in „seinen“ heiligen Hallen sich unterhält und diese Personen zur Rechenschaft zu ziehen seienen, sprich Zusammenzustrauchen seinen. Wenn das dann passiert ist geht er, sich noch „Nachärgernd“, zu seinem Arbeitsplatz und verfällt in die übliche Lethargie.
Am späten Nachmittag gehe ich dann hin und lege meine Bücher zur Ausleihe hin, lächle und verschwinde aus der Bibliothek ohne ein Wort den ganzen Tag über meine Lippen kommen zu lassen.

ast

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